Temporäres Wohnen – ein Konzept mit Bandbreite

Temporäres Wohnen – ein Konzept mit Bandbreite

Der 2. Jahreskongress Temporäres Wohnen von Heuer Dialog, mitmoderiert von Anett Gregorius (Gründerin und Inhaberin, Apartmentservice) zeigte vielerlei und doch vor allem eins: Temporäres Wohnen ist vielschichtig und dadurch unglaublich interessant!

Die Bandbreite reicht von studentischem, über Business- bis hin zu Seniorenwohnen, immer in Verbindungen mit spezifischen Merkmalen und Anforderungen.

Facettenreichtum also und dies spiegelte sich an beiden Veranstaltungstagen auch thematisch wider:

Tag 1

Auch wenn hinter dem Titel des Eröffnungsvortrages ein Fragezeichen stand, sind sich wohl die meisten sicher, dass Temporäres Wohnen nicht mehr nur ein Hype ist. So dürfte der Vortrag von Dr. Reiner Braun (Mitglied des Vorstands, empirica AG) bewusst provoziert haben. Als „Fachmann für schlechte Laune“ zeigte er auf, dass der ausgemachte Trend durch fehlende Neubauten gebremst wird und auch die stagnierende Wohneigentumsquote ihres dazu tut, nicht komplett positiv gestimmt auf das Segment zu blicken. Die Renditen seien hoch, sänken aber, was das Risiko erhöhe. Zugleich sorgten höhere Fluktuationsraten für entsprechende Instandhaltungskosten und erforderten ein größeres Budget für langlebigere Möbel. Dennoch: Es sei von einer kontinuierlichen Nachfrage zu sprechen, und auch, dass oftmals der Arbeitgeber die Unterkunft für den temporär abwesenden Mitarbeiter zahle, spräche für das Temporäre Wohnen.

Dass das Temporäre Wohnen in der Ausprägung des Mikrowohnens zwar keineswegs neu, aber noch lange nicht in den einschlägigen Statistiken angekommen ist, unterstrich der Vortrag von Andreas Pörschke (Geschäftsfürer, Wüest Partner Deutschland). Was sich langfristig rechne, hänge stark von der Flexibilität der Gebäudekonzeption ab und natürlich der Nachfrageentwicklung. Letztlich gäbe es aber für die Beschreibung von Lebenszyklen von Mikrowohnen zu wenige, vor allem belastbare Zahlen, was die Nachfrageentwicklung bei Studenten, Pendlern und berufsbedingten Aufenthalten betrifft. Nur bezogen auf „Senior Living“ sehe dies etwas anders aus. Vor diesem Hintergrund laufe die Preisbildung aktuell ausschließlich über den Wettbewerb.

Eine internationale Perspektive brachte der Vortrag von Steven Zeeman (Managing Director Investments, Greystar Europe) und Jereon Beekmans (PopUp City) mit ein. Sie stellten dar, dass weniger in Wohnen als in „urban life“ investiert werde, d.h. der Community-Gedanke an Bedeutung gewönne.

Nach dem Vortrag von Peter Kerler (Geschäftsführer, Inventus blue), der alleine durch seine große Begeisterung verdeutlichte, dass der Ausruf „Klein, aber oho!“ bei Micro-Living-Projekten sehr wohl angebracht ist, wenn neue Maßstäbe gesetzt werden, beschäftigte sich das Panel mit Amos Engelhardt (Geschäftsführer, i live Holding GmbH), Eric Erdmann (Architekt, Leiter Abteilung Wohnen, Studentenwerk Frankfurt am Main), Horst Lieder (CEO, International Campus AG) und Jan Schneider (Dezernent u. Stadtrat, Stadt Frankfurt a. Main) mit studentischem Wohnen und der Frage, inwieweit amerikanische Verhältnisse in Deutschland zu erwarten seien. Das seien sie nicht, aber studentisches Wohnen halte auch hierzulande, vor allem für die Ausführenden, die eine oder andere Herausforderung bereit. Den Bedarf an bezahlbarem Wohnraum trotz hoher Grundstückspreise, mangelnden Verfügbarkeiten und einer – je nach Standort – unterschiedlichen Menge an Auflagen zu decken, sei nicht einfach, aber notwendig, um einen Standort auch (weiter) für Studenten interessant zu machen.

„Heute vordenken, nur was?“ Prof. Schwatlo FRICS (Professor für Immobilienwirtschaft, Hochschule Nürtingen-Geislingen) machte vor allem deutlich, dass der rasante Anstieg der Weltbevölkerung, das Thema Verdichtung zu einem relevanten werden lässt und neue Wohnformen erforderlich mache. Zusätzlich steige der Flexibilitätsanspruch an das Wohnen und die Mobilität selbst erfordere andere Lösungen: Der Trend „Teilen statt besitzen“ und die Vielfältigkeit der Möglichkeiten mache Sharing-Angebote zunehmend interessanter. Wohnen auf Zeit sei kein Modeprodukt, sondern eine eigene Assetklasse mit Zukunft. Interessant auch die Forderung: Neue Wohnquartiere bräuchten Charakter und keine auswechselbaren Gesichter.

Weiter ging es um Fragen der Finanzierung. Bei „Forward Funding – Baugenehmigungen, GU-Verträge, Mietgarantien – was braucht der Investor“ zeigte die Diskussion von Christian Scheuerl (Geschäftsführer, MFC Micro Living Development GmbH) und Alejandro Obermeyer (Leiter Investment Management DACH, Union Investment Real Estate GmbH) vor allem eins: Gerade in einem Bereich, in dem aussagekräftige Benchmarks fehlen, ist Vertrauen und eine transparente Kommunikation wichtig, um Investitionen auf den Weg zu bringen.

„Mixed ist in“ demonstrierte Tilmann Gartmeier (CEO & Founder, Cube Real Estate GmbH) bei der Vorstellung seines Projektes in Leverkusen, bei dem ein Quartier durch Neubau und Revitalisierung aufgewertet wurde.

Zum Abschluss des ersten Tages besprachen Michael Hehn (Geschäftsführer Ruby Capital GmbH), Matthias Niemeyer (Head of Development Europe, Adina Apartment Hotels), Jens Philipsenburg (Geschäftsführer, DQuadrat Living) und Benjamin Röber-Rathay (Director Business Development & Communication, International Campus AG) wie die aktuellen Trends bei gemischt genutzten Immobilien zusammenwachsen. Es gibt demnach nicht nur einen Ansatz: Angefangen von der Aufwertung und Umgestaltung von Lobby-Bereichen bis hin zu eigenen Co-Working-Angeboten ist alles denkbar.

Der Abend ging auf Einladung der Adina Apartment Hotels im Adina Apartment Hotel Westend mit Frankfurter Spezialitäten und bei guten Gesprächen zu Ende.

Tag 2

Tag zwei begann mit einem aktuellen Marktüberblick über das Segment der Serviced Apartments von Anett Gregorius, der nochmals den starken Wachstum der letzten Jahre verdeutlichte, aber auch, welche Marktaufmischungen durch Markteintritte neuer Anbieter in den nächsten Jahren zu erwarten ist.

Dem Thema „Digitalisierung“ nahmen sich Gernot Wohlfahrt (Inhaber, Firmamentor) und anschließend Manuel Skorbier (Leiter Vertrieb, iHaus AG) an. Einmal unter dem Gesichtspunkt Zusammenspiel von Mensch und Maschine und schließlich mit Blick auf die Frage, wie viel Smarthome denn eigentlich im Temporären Wohnen zu finden ist.

Bedeutend war auch der nächste Programmpunkt „Temporäres Wohnen rechtlich und steuerlich optimal gestalten“ mit Dr. Philip Huperz und Dr. Dirk Koch (Local Partner und Partner, GSK Stockmann). Als Frage- und Antwort-Panel angelegt, verdeutlichten die Nachfragen der Teilnehmer, wie komplex (steuer)rechtliche Überlegungen sind und wie sorgsam sie bereits bei der Konzeption eines Projektes bedacht werden sollten.

Interaktiv ging es in drei Round Table Angeboten zu den Themen „Evolution des Wohnens – Auswirkungen des strukturellen Wandels auf Short- und Longstay Konzepte“ (Stephan Schimpel, Geschäftsführender Gesellschafter, SWI Schimpel & Winter Hausbau GmbH und Rupert Simoner, CEO, Vienna House), „Mobile Nutzer – welchen Service kann eine Quartiersapp bei temporärem Wohnen und Arbeiten leisten (geleitet von Dr. Thomas Götzen, Geschäftsführer, Animus GmbH & Co. KG) und „Einzelvertrieb bei Mikroapartments – Herausforderungen und Lösungsansätze“ (Meysam Zarei, Geschäftsführer, DEMIWO Holding).

In die Welt der Innengestaltung von Apartments und die damit verbundenen Überlegungen und Möglichkeiten nahm die Teilnehmer Jörg Schönfeld (Geschäftsführer, G&S planwerk GmbH) mit. Es ist durchaus beeindruckend, welche Möglichkeiten es in diesem Bereich mittlerweile gibt.

Abschließend führte dann Dr. Michael Held (Vorstandsvorsitzender TERRAGON GmbH) in seinem Vortrag „Der Weg über die Serviced Apartments führt zu den Silvern Agern“ die verschiedenen, auf der Konferenz vorgestellten, Teilbereiche vergleichend zusammen. Ein spannender, detaillierter Vergleich mit anregenden Einblicken auch in die Serviced-Apartment-Welt für ältere Menschen.

Fazit: Ein volles Programm für ein vielschichtiges Segment, über das es sich wirklich zu reden lohnt.

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